Wir lagern Knollensellerie wie zu Großelterns Zeiten
Wenn über der Erde nur noch Porree, Wirsing und Grünkohl wachsen, ist es an der Zeit, mal unter die Erde zu gucken. Da wächst zwar nichts mehr, aber unter der Erde liegt etwas. Da lagern unsere Sellerieknollen – wie seit jeher in der Miete.
Die Miete hat den großen Vorteil, dass sie ohne Energiekosten und ohne ein Bauwerk in die Höhe auskommt. In die Tiefe muss wohl etwas gebaut werden, nämlich ein Graben.
Ein Graben im Feld
Für die Miete heben wir mitten im Feld einen Graben aus, der etwa 60 cm breit und ebenso tief ist. Die Sellerieknollen werden direkt nach der Ernte vom Grün befreit und in den Graben gelegt, bis er gehäuft voll ist. Über die Knollen wird ein Vlies gelegt. Auf das Vlies kommt eine Schicht Stroh, und auf das Stroh häufeln wir ein wenig Erde.
Prima Klima
Die Erde sorgt dafür, dass das Stroh nicht vom Wind weggetragen werden kann. Das Stroh leitet den Regen ab, nimmt etwas Wasser auf und dient als Dämmung. Das Vlies dämmt ebenfalls und hält das Stroh davon ab, zwischen die Knollen zu rutschen. So entsteht in der Miete ein ideales Klima mit der richtigen Temperatur und Luftfeuchte, um die Sellerieknollen bis ins Frühjahr zu lagern.
Und wenn es kälter wird? Bis minus 2° Celsius kann die Miete so bleiben. Sinken die Temperaturen noch tiefer, legen wir bloß mehr Stroh und Erde auf.
Und wie holen wir die Sellerie wieder heraus? Ganz einfach: das Vlies wird wie eine Decke umgeschlagen und die Knollen entnommen.
Miete fern der Heimat
Einen Wehrmutstropfen hat die Miete dennoch. Um den Sellerie vor Fraß durch Mäuse zu schützen, muss die Miete fern von Häusern, Ställen und Kompostanlagen eingerichtet werden. Die Fahrt bis zur Miete nehmen wir in Kauf.
In Großkisten lagern wir unsere Kartoffeln
Unsere Kartoffeln lagern wir nicht in Mieten. Das hat verschiedene Gründe. Für die großen Mengen müssten wir viel zu viele Gräben ziehen. Viel wichtiger: das Klima in der Miete ist gut für unsere Sellerieknollen, für die Kartoffeln aber ist es viel zu feucht. Zudem müssen wir unsere Kartoffeln in regelmäßigen Abständen aus dem Lager holen, um schlechte Kartoffeln auszusortieren. Statt in der Miete lagern wir deswegen unsere Kartoffeln in Großkisten aus Holz in einem eigens dafür gebauten Hochlager.
Einfach geniales Lagern mithilfe komplizierter Steuerungstechnik
Um auf Begasung und Bestreuung gegen Schäden durch Pilze und gegen Keimdrang der Kartoffeln verzichten zu können, sorgen wir für ein optimales Klima in unserem Kartoffellager. Das erreichen wir besonders energiesparend, weil die Innentemperatur des Lagers fortwährend mit der Außentemperatur abgeglichen wird. Sinkt etwa in der Nacht die Außentemperatur, wird die kalte Außenluft ins Lager gesaugt und gegen die warme Luft aus dem Lager ausgetauscht. Was so einfach wie genial klingt, bedarf einer komplizierten Regelungstechnik. Dennoch: Unersetzlich bleibt der prüfende Blick unseres Chefs in der Landwirtschaft. Orhan sieht dreimal in der Woche nach, ob bei den Kartoffeln alles in Ordnung ist.
Sortieren – ein hoher, aber lohnender Aufwand
Damit tonnenweise Kartoffeln möglichst schnell sortiert werden können, bauen wir in regelmäßigen Abständen für einen Tag eine Straße verschiedener Maschinen auf. Vier Mitarbeiter sind dann damit beschäftigt, faule, stark gekeimte und beschädigte Kartoffeln von Hand auszusortieren. Währenddessen sorgen die rüttelnden Maschinen dafür, dass die Kartoffeln ihren Weg machen von der Großkiste, die gerade aus dem Lager geholt wurde, in die Großkiste, die fertig ist, um sie wieder ins Lager zu fahren.
Rotkohl, Weißkohl und Co
Unsere Kohlsorten werden ebenfalls in Großkisten gelagert, aber in einem viel kleineren speziellen Kühllager. Kalt und feucht muss es sein für den Kohl. Die äußeren Blätter verlieren mit der Zeit zwar ihre Frische und verwelken, aber damit bilden sie eine Schicht um das Innere des Kopfes, der frisch bleibt. Wir holen immer soviel Kohl aus dem Lager, wie wir es brauchen, entfernen die äußere Schicht und können so Kohl anbieten, als sei er gerade frisch geerntet.